Am 4. Juli 2017 besuchten das Junge Forum Nordbayern und das Junge Forum Württemberg gemeinsam die Nürnberger VAG, um sich dort über die fahrerlose U-Bahn zu informieren und den Kontakt zwischen den beiden Jungen Foren zu intensivieren.
Empfangen wurden die 20 Teilnehmenden von Oliver Früh, Leiter Verkehrsmanagement bei der VAG. Dieser stellte zunächst die VAG vor, die neben dem U-Bahnsystem auch den Straßenbahn- und Buslinienbetrieb in Bayerns zweitgrößter Stadt leitet und überwacht. Die Längen der Betriebstrecken der Nürnberger U-Bahn und Straßenbahn betragen jeweils knapp 36 Kilometer. Die Betriebsstrecken des Busnetzes haben eine Länge von 426 Kilometern. Die VAG ist dabei in enger Zusammenarbeit mit der im Großraum Nürnberg ansässigen Industrie. So können Produktinnovationen des ÖPNV im Betriebsalltag getestet werden. Dies geschieht beispielsweise in Form von Kooperationen für Testfahrzeuge mit dem Bushersteller MAN oder auch bei Produktneuerungen mit Siemens.
Durch den stetigen Ausbau des U-Bahnnetzes der letzten Jahre wurden Streckenabschnitte des Straßenbahnnetzes in den Bereichen der neuen U-Bahnstationen entsprechend zurückgebaut. Nach Herrn Früh könnte sich dieser Trend künftig jedoch ändern, wenn bisher noch nicht per Straßenbahn angebundenen Gebiete neu erschlossen werden. Ein Beispiel dafür sind die derzeit laufenden Planungen der Stadt-Umland-Bahn.
Anschließend wurde den Teilnehmenden das U-Bahnsystem beginnend mit dessen Inbetriebnahme 1972 erläutert, ehe auf den fahrerlosen Betrieb im Detail eingegangen wurde. Vorbereitet wurde das RUBIN Projekt (Realisierung einer automatischen U-Bahn in Nürnberg) durch eine Vorstudie in den Jahren 1997 bis 2000, die die Prüfung der Machbarkeit der Einführung eines vollautomatischen U-Bahnbetriebs zum Inhalt hatte. Nachdem diese zu einem positiven Ergebnis kam, wurde 2000 mit der Realisierung begonnen. Der offizielle Betrieb der U3 startete 2008, 2010 wurde auch der Betrieb der U2 umgestellt.
Da die U2 bereits vor 2000 konventionell betrieben wurde, kam bei der Umstellung die besondere Herausforderung hinzu, dass in Nürnberg weltweit erstmalig die Umstellung von konventionellem auf automatischen Betrieb unter rollendem Rad durchgeführt werden musste. Das Hauptmotiv für die Automatisierung der Linien U2 und U3 war die Verkürzung der Zugfolgezeiten und damit die Erhöhung der Transportkapazität des bestehenden U-Bahnsystems. So wurde auf dem gemeinsamen Streckenabschnitt beider Linien die Taktfolge auf 100 Sekunden reduziert. Auf der Linie U1 wurde hingegen keine Automatisierung vorgenommen, da auf dieser die bestehende Taktfolge derzeit noch ausreicht. Dies ist nicht zuletzt auch darauf zurückzuführen, dass für eine Umrüstung der U1 gegenwärtig deutlich geringere Fördergelder seitens des Bundes sowie des Landes zu erwarten wären.
Eine der Herausforderungen während der Planungsphase war der Erhalt des Sicherheitsniveaus. Dazu müssen u.a. sämtliche Sinne eines Zugführers durch technische Systeme ersetzt werden. Aus diesem Grund sind sowohl in den Fahrzeugen als auch an der Strecke verschiedenste Sicherheitssysteme verbaut, die einen sicheren Betrieb gewährleisten. Hierzu gehören beispielsweise Entgleisungs- und Türschließsensoren an den Fahrzeugen und Bahnsteigsicherungssysteme in den Stationen.
Im Fall unvorhergesehener betrieblicher Vorfälle oder Störungen kann die Leitstelle diverse Handlungen von der Ferne aus vornehmen und die Kommunikation mit den Fahrgästen an den Stationen sowie in den Fahrzeugen aufnehmen. Zur Sicherstellung des persönlichen Kontakts mit dem Fahrgast setzt die VAG zehn Mitarbeiter des Kunden- und Systemservice (KUSS) auf den Linien U2 und U3 ein. Diese werden auch zur Störungsbeseitigung während des Betriebs eingesetzt.
Im Nachgang des Vortrags konnte die Leitstelle der VAG besichtigt werden. Zum Abschluss fuhren die Teilnehmer mit einem automatischen Kurs der U3 zur Endstation Nordwestring. Dort konnten die Details der Sicherheitseinrichtungen und betriebliche Abläufe direkt am Bahnhof besichtigt werden. Herr Früh erläuterte hier noch einmal anschaulich die Aspekte des automatischen Zugbetriebs.
Zuletzt wurde die Nürnberger Innenstadt erkundet und in diesem Zuge auch ein typisch fränkisches Wirtshaus aufgesucht.